
Nie zuvor wurde in Deutschland so viel Solarenergie in den ersten vier Monaten des Jahres erzeugt wie 2018. Trotzdem: Wir erreichen unsere Ausbau- und Klimaschutzziele nicht. Vielleicht rüttelt die Intersolar die Branche wach? Oder besser noch – die Politiker.
Die Intersolar Europe 2018 – ein Spiegelbild des weltweiten Marktaufschwungs. So wirbt der Aussteller für die weltweit führende Leitmesse der Solarwirtschaft. Und die Zahlen stimmen – trotz vergrößerter Ausstellungsfläche ist sie seit drei Monaten ausgebucht – mit insgesamt 1.1687 Ausstellern. Unter dem neuen Dach „The smarter E Europe“ findet sie mit der bewährten Speichermesse ees Europe statt. Und erstmals zusammen mit den Fachmessen Power2Drive Europe und EM-Power. In München vom 20. bis 22. Juni.
Here comes the sun – here comes the Intersolar

Schaut man sich den weltweiten Zubau an Photovoltaik an, müssten die Ausstellerzahlen längst wieder an die besten Zeiten der Intersolar heranreichen. 1991 begann die Solar ‘91 mit einer eintägigen Veranstaltung in Pforzheim und fünf Solarunternehmen. Bei der Solar ‘97 waren es schon 25, zwei Jahre später 142 Aussteller und 8.400 Besucher. Pforzheim wurde zu klein, die Messe zog nach Freiburg im Breisgau und hieß fortan Intersolar – als logische Konsequenz des zunehmend internationalen Bekanntheitsgrades. 11.505 Besucher kamen zur ersten Intersolar im Jahr 2000 mit 185 Ausstellern, 2007 waren es dreimal so viele. Die Intersolar zog nach München. Zum 20-jährigen Jubiläum 2011 kamen 2.286 Aussteller und 76.738 Besucher.
The power of sun
Damals betrug die weltweit installierte Leistung 67,4 Gigawatt (GW). Der Zubau belief sich auf 27,7 GW. Gerade hatte Italien mit einem Drittel des gesamten Zubaus Deutschland vom ersten Platz in der Statistik verdrängt. Den Löwenanteil auf Anbieterseite teilten sich schon damals chinesische Modul-Hersteller. In 2017 ist die installierte Photovoltaik-Leistung weltweit um 32 Prozent auf fast 400 GW gewachsen, in Deutschland summierte sich die Leistung auf rund 43 GW. Das nimmt der Windenergie mit einem Wachstum von rund zehn Prozent fast etwas den Wind aus den Segeln ... Der Siegeszug der Solarenergie lässt sich vor allem auf die Kostensenkungen in den vergangenen Jahren zurückführen. Erstmals ist sie weltweit schneller gewachsen als jede andere Energiequelle und hat damit in 2016 die Zubaugeschwindigkeit der Kohle überholt. Den größten Photovoltaik-Zubau verzeichneten Asien, Indien und Japan.
Don’t let the sun go down
Wie absurd ist in Anbetracht dieser Erfolgsgeschichte und der absoluten Sinnhaftigkeit von Sonnenenergie zum Klimaschutz, dass Deutschland bei der Energiewende auf der Stelle tritt. Dass der deutsche Wirtschaftsminister die Erneuerbaren auf EU-Ebene ausbremsen will. Dass Deutschland als das Land der Energiewende gerade deutlich unter dem politisch definierten Zielkorridor von 2500 MW jährlich neu installierter PV-Leistung liegt und damit seinen selbst gesteckten Klimazielen weit hinterherhinkt. Deutschland – als Vorreiter bei den Erneuerbaren!
Let the sunshine in
Der Markt ist politisch gedeckelt. Das macht der Branche seit jeher das Leben so schwer und hat gerade in Deutschland schon vielen Solarunternehmen das Wasser abgegraben. „Unser Energiesystem ist für deutlich mehr Solarenergie bereit. Es ist höchste Zeit, bestehende Bremsen zu lösen“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BWS-Solar) – und hat Recht damit!

Andrea Schneider liebt die Sonne, und geht am liebsten raus, wenn sie scheint. Die Entwicklung der Solarenergie verfolgt sie seit über 20 Jahren – privat und als PR-Beraterin. Sie findet, dass Solarenergie längst schon rund um den Globus Standard sein sollte, und wünscht sich, dass die Intersolar der Branche noch mehr Power verleiht.
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