
Der Sommer verabschiedet sich allmählich und so langsam erreichen uns die letzten Postkarten aus dem Urlaub. Zeit, mal wieder so richtig nostalgisch zu werden.
Unser Italien-Wanderurlaub mündete in zwei schöne Entspannungstage am Meer. Einer davon: Adria. Grado. Mittagszeit: Die Strände sind voll, man spricht deutsch. Das kleine, hübsche Städtchen ist in der Mittagshitze fast ausgestorben. Die zahlreichen Lokale sind spärlich besucht – das sieht am Abend wohl ganz anders aus.
Also ein schönes Plätzchen für ein mediterranes Mittagessen gesucht, Sprizz bestellt – ohne Aperol herrlich erfrischend – und überlegt, dass jetzt der ideale Zeitpunkt sein könnte, Postkarten zu schreiben.
Postkarten – etwas umständlich, aber Kult!
Eigentlich schreiben wir ja kaum noch Postkarten – nur an die Eltern und aus Kultgründen an wenige Freunde und immer an die Kolleginnen in der Agentur.
Postkartenschreiben ist (im Gegensatz zur raschen digitalen Message) sehr umständlich – Postkarte für die jeweilige Person aussuchen, Stift organisieren, Text für ganze Karte einfallen lassen und schreiben, Adresse raussuchen, Francobollo kaufen, Briefkasten finden …
Eine aussterbende Gattung?
Also erst einmal Postkarte finden: In Grado haben gerade Badeschlappen, Strohhüte und Sommerkleider (saldi) Konjunktur – Postkarten? Fehlanzeige. Der Hunger siegt - also nur Mittagessen. Auf der Rückfahrt entlang des Strandes finden wir schließlich einen Zeitschriftenkiosk mit völlig abgegriffenen Postkarten aus einer anderen Zeit.
Wir entscheiden uns aus Nostalgiegründen für die 60er Jahre, auch wenn (oder gerade weil?) wir da noch Kinder waren. Die Karten aus den Achtzigern sind eher für das Zielpublikum ältere Herren und Damen mit rosa Leggins.
Tatsächlich gibt es hier auch gleich die Briefmarken. Das Schreiben wird vertagt – aber tatsächlich noch vor Ende des Urlaubs erledigt. Adressiert, frankiert und dann auf der Heimreise nach diesen so unscheinbaren verwaschen roten Briefkästen Ausschau gehalten. In einem kleinen Ort tatsächlich fündig geworden, uff – Karten rein und heim!
Ein Stück Urlaub, ein Stück Kindheit
Nun kam heute (nach gut drei Wochen – ein Lob an die italienische Post) das gute Stück in der Agentur an. Ich habe mich selbst gefreut, denn der Urlaub ist ja schon wieder in weite Ferne gerückt.
Zeitgleich mit meiner Karte trudelte heute die Karte meiner Kollegin aus Frankreich ein, sie selbst ist allerdings noch dort. Lustigerweise auch ihre Karte im Retro-Design.
Vielleicht hat sie Ähnliches bei der Postkartensuche erlebt, vielleicht liegt die Motivwahl auch einfach nur am Sommer. Denn irgendwie ist der Sommer immer retro – die Kindheit, die Jugend, das erste Mal Zelten…
Ein Hoch auf die Postkarte, die uns immer wieder an diese schöne Zeit erinnert.
PS: Meine Eltern haben sich sehr gefreut.
PPS: Die Postkarte klebt in der Agenturküche am Kühlschrank, direkt neben der Sixties-Karte der Kollegin.
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